Wenn gewisse politische Kreise in Österreich "Pensionsraub" schreien, weil Mindestrentnern drei, vier Euro monatlich abgezogen werden, die sie aber über die Ausgleichszulage, aus Härtefonds der Sozialversicherungsträger bzw. des Sozialministeriums oder - landtagswahlkampfbedingt - von schwarzen und blauen Landeshäuptlingen erstattet bekommen, und dazu noch behauptet wird, von 700 Euro pro Monat könne niemand leben, wieso fühlt sich dann Frau Wissenschaftsministerin Gehrer nicht stante pede zu einem anschaulichen und beruhigenden Vergleich berufen, die Einsparung mache ja nicht einmal den Gegenwert von einem Seidel Bier pro Monat aus, wie sie das ja bei der Einführung der Studiengebühren getan hat, die eine Menge (wenn auch etwas jüngerer) Menschen betrifft, die oftmals nicht einmal heiße 700 Euro zur Verfügung haben, wobei dort das Seidel Bier pro Tag gemeint war?
werft - am Dienstag, 10. Februar 2004, 17:01 - Rubrik: Die Schachtelfrage
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Geblendet vom "zauberwortrealmadrid" seien sie gewesen, die Bayern-Spieler, meinte Herr Beckenbauer, die Logorrhoe in Person. Na sowas auch!
werft - am Donnerstag, 5. Februar 2004, 12:37 - Rubrik: Begnadete Beine
Ein kleines Beispiel aus dem Alltag der österreichischen Lokalpolitik veranschaulicht, wieso - trotz hoher Staatsquote - das Bewußtsein unserer Volksvertreter, mit unserem Steuergeld sorgsam umzugehen, nicht rasend pochend ist:
Auf dem Südtirolerplatz stand bis letzten November eine (meinem persönlichen Empfinden nach) potthäßliche Pyramide aus rostigem Eisen. Sie stand im Eigentum eines Vereins, der sie von ihrem Erschaffer geschenkt bekommen hatte. Der Verein bot dem 4.Bezirk die Aufstellung an, die Bezirksvorstehung stimmte zu. Nach Ablauf der befristeten Aufstellungserlaubnis hätte der Aufsteller, also dieser Verein, das Trum abtragen müssen. Denkste! Sämtliche Vereinsmitglieder erklärten, mit dem rostigen Wanderpokal (er zierte zuvor ein paar Jahre lang den Raum zwischen Währinger Straße und Sigmund-Freud-Park) nichts am Hut zu haben, zumal der Verein seit längerer Zeit aufgelöst sei. So blieb die Bezirksvertretung Wieden auf den Entsorgungskosten sitzen - rund 15.000 Euro, was dem halben Kulturbudget von Wieden entspricht.
Warum sie denn nicht gegen die (ehemaligen) Vereinsmitglieder Regress geführt habe, um die 15.000 Euro zurückzubekommen, fragte ich die Bezirksvorsteherin. Schließlich hätten die nicht entlastet und ihrer Haftung entbunden werden können, solange diese Forderung gegen den Verein noch bestand. Zu mühsam, zu kompliziert, niemand mehr auffindbar, gegen den man vorgehen könne, war die sinngemäße Antwort.
Eine Sauerei, dachte ich. Da pflanzt irgendein Wahnsinniger eine scheußliche Skulptur in den öffentlichen Raum, und die Allgemeinheit darf die Abbaukosten tragen. Kein Skandal, klärte mich die Budgetsprecherin der Grünen über die traurige Wahrheit der Wiener Kommunalpolitik auf. Denn jeder Bezirk bekommt ein Jahresbudget zugewiesen. Was nach 365 (oder 366) Tagen nicht verbraten wird, fließt in den allgemeinen Topf zurück und ist zudem ein Argument für den Finanzstadtrat, im nächsten Jahr weniger Bezirksgelder zu genehmigen.
Daher, so der Schluss der grünen Budgetsprecherin, sei ein Regress gegen den Verein realpolitisch sogar schädlich. Schließlich verbringt man dann als Volksvertreter Zeit damit, Geld einzutreiben, ohne es behalten zu dürfen, statt öffentlichkeitswirksam nach neuem zu schreien.
Sparen ist folglich sinnlos, der gewissenhafte Einsatz öffentlicher Gelder lasches Lippenbekenntnis aus der sprichwörtlichen Sonntagsrede, aber nicht Leitmotiv im täglichen Handeln.
Kurzum: Sollte der Österreich-Konvent sich über die völlig sinnlose Pseudo-Diskussion um eine Verfassungspräambel zu sinnvolleren Themen hinwegheben, wäre die Stärkung der budgetären Eigenverantwortung der Kommunen ein lohnendes, wenn auch schwer "up-zu-sexendes" Dossier.
Auf dem Südtirolerplatz stand bis letzten November eine (meinem persönlichen Empfinden nach) potthäßliche Pyramide aus rostigem Eisen. Sie stand im Eigentum eines Vereins, der sie von ihrem Erschaffer geschenkt bekommen hatte. Der Verein bot dem 4.Bezirk die Aufstellung an, die Bezirksvorstehung stimmte zu. Nach Ablauf der befristeten Aufstellungserlaubnis hätte der Aufsteller, also dieser Verein, das Trum abtragen müssen. Denkste! Sämtliche Vereinsmitglieder erklärten, mit dem rostigen Wanderpokal (er zierte zuvor ein paar Jahre lang den Raum zwischen Währinger Straße und Sigmund-Freud-Park) nichts am Hut zu haben, zumal der Verein seit längerer Zeit aufgelöst sei. So blieb die Bezirksvertretung Wieden auf den Entsorgungskosten sitzen - rund 15.000 Euro, was dem halben Kulturbudget von Wieden entspricht.
Warum sie denn nicht gegen die (ehemaligen) Vereinsmitglieder Regress geführt habe, um die 15.000 Euro zurückzubekommen, fragte ich die Bezirksvorsteherin. Schließlich hätten die nicht entlastet und ihrer Haftung entbunden werden können, solange diese Forderung gegen den Verein noch bestand. Zu mühsam, zu kompliziert, niemand mehr auffindbar, gegen den man vorgehen könne, war die sinngemäße Antwort.
Eine Sauerei, dachte ich. Da pflanzt irgendein Wahnsinniger eine scheußliche Skulptur in den öffentlichen Raum, und die Allgemeinheit darf die Abbaukosten tragen. Kein Skandal, klärte mich die Budgetsprecherin der Grünen über die traurige Wahrheit der Wiener Kommunalpolitik auf. Denn jeder Bezirk bekommt ein Jahresbudget zugewiesen. Was nach 365 (oder 366) Tagen nicht verbraten wird, fließt in den allgemeinen Topf zurück und ist zudem ein Argument für den Finanzstadtrat, im nächsten Jahr weniger Bezirksgelder zu genehmigen.
Daher, so der Schluss der grünen Budgetsprecherin, sei ein Regress gegen den Verein realpolitisch sogar schädlich. Schließlich verbringt man dann als Volksvertreter Zeit damit, Geld einzutreiben, ohne es behalten zu dürfen, statt öffentlichkeitswirksam nach neuem zu schreien.
Sparen ist folglich sinnlos, der gewissenhafte Einsatz öffentlicher Gelder lasches Lippenbekenntnis aus der sprichwörtlichen Sonntagsrede, aber nicht Leitmotiv im täglichen Handeln.
Kurzum: Sollte der Österreich-Konvent sich über die völlig sinnlose Pseudo-Diskussion um eine Verfassungspräambel zu sinnvolleren Themen hinwegheben, wäre die Stärkung der budgetären Eigenverantwortung der Kommunen ein lohnendes, wenn auch schwer "up-zu-sexendes" Dossier.
werft - am Dienstag, 3. Februar 2004, 14:57 - Rubrik: Bizarre Beobachtungen
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote von heute morgen: Das Magazin "FHM" aus Deutschland wählt die "100 Sexiest Women in the World 2004". Mir persönlich sagt das Magazin nicht wirklich etwas, aber zu meiner Überraschung hat NEWS auf seiner Homepage berichtet, dass ich zu den Nominierten gehöre.
Gefunden an der Quelle täglicher Erheiterung, deren Link ich nicht einfügen kann, weil dieses Internetztwodayredaktionsg´raffel nicht funktioniert (hrmpf!). Jedenfalls ist es das "Weblog" von Österreichs Frau Bundesaußenminister, deren Initialien klingen wie eine Vermögensverwaltung mit Sitz auf Guernsey (aber mal ganz ehrlich: Wessen Initialien tun das nicht?).
Gefunden an der Quelle täglicher Erheiterung, deren Link ich nicht einfügen kann, weil dieses Internetztwodayredaktionsg´raffel nicht funktioniert (hrmpf!). Jedenfalls ist es das "Weblog" von Österreichs Frau Bundesaußenminister, deren Initialien klingen wie eine Vermögensverwaltung mit Sitz auf Guernsey (aber mal ganz ehrlich: Wessen Initialien tun das nicht?).
werft - am Montag, 2. Februar 2004, 15:15 - Rubrik: Bizarre Beobachtungen
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Da sitzt man dann also, 10:00 Uhr vormittags in der Skybar, und dreht den Kugelschreiber zwischen den Fingern. Am Panel die Geschäftsführer irgendeines Pauschalreisen-Veranstalters. Sie sehen so aus, wie man sich Manager von Pauschalreisen-Veranstaltern vorstellt; ich muss das nicht beschreiben.
Dann beginnen sie zu erzählen, links daneben flitzen Powerpoint-Rechtecke dahin. Neue Destination dort. Mehr Autoreisen, jetzt auch in Wohnwagen-Appartments in Kroatien. An die Strände von Sri Lanka, 88 Prozent mehr Reisende gegenüber 2002. Kuba-Rundreise, drei verschiedene Regionen, "traumhaft schöne Karibik". Auch nach Guantanamo, wenn man schon dort ist? Wohl nicht. Frag ich auch besser nicht nach. Würde nur zu peinlichen Momenten führen. Vor allem für mich.
Diese fünf Typen leben davon, dass sie hunderttausende Pauschaltouristen vorrangig per Flugzeug an die entlegensten Orte der Welt ebenso verschicken wie in grauenhaft perfekt durchgeplante, von der Außenwelt isolierte Ferien-, ja wie soll man sagen, Ferienkasernen ist wohl das passende Wort. Dort sollen sie sich vom Stress erholen, neue Kraft tanken. Stress, den sie von der Verrichtung sinnloser Tätigkeiten in ihren Broterwerben bekommen, für deren Verrichtung sie wiederum neue Kraft tanken sollen.
Nichts am Massentourismus ist richtig. Er ist falsch in der Anlage schon. Er ist nicht nur falsch, er ist vielmehr sinnlos. Wozu golfen auf Kreta? Wozu saufen auf den Balearen? Wozu Tonnen von Kerosin verblasen, um sich am dominikanischen Strand der Illusion hinzugeben, man täte etwas Exotisches. Mit zehntausend anderen Mitteleuropäern? Das führt doch zu nichts.
Bei dieser Pressekonferenz der *** ***** Reisen heute habe ich Adornos berühmtestes Zitat zum ersten Mal wirklich verstanden. Es gibt im falschen Leben wirklich kein richtiges. Die Mehrheit der Bevölkerung geht offensichtlich solch geistlosen, nein, geistfremden Tätigkeiten nach, dass sich selbst ihre Erfolgstypen am Ende eines Pressetermines in den Worten verkrampfen muss: "Mein Herzenswunsch - was auch immer unsere Konkurrenten sagen: Wir haben noch immer die Bestpreisgarantie! Weil wir nämlich immer gewillt sind, den besten Preis zu machen." Ähnlichen Unfug hört man auch von den anderen Spielbällen der kommerziellen Bedürfnisweckung, seien sie nun Autoverkäufer, Marketing-Beauftragte oder Mobilfunk-Kundenbetreuer.
Dafür jedenfalls ist Marco Polo nicht gestorben.
Dann beginnen sie zu erzählen, links daneben flitzen Powerpoint-Rechtecke dahin. Neue Destination dort. Mehr Autoreisen, jetzt auch in Wohnwagen-Appartments in Kroatien. An die Strände von Sri Lanka, 88 Prozent mehr Reisende gegenüber 2002. Kuba-Rundreise, drei verschiedene Regionen, "traumhaft schöne Karibik". Auch nach Guantanamo, wenn man schon dort ist? Wohl nicht. Frag ich auch besser nicht nach. Würde nur zu peinlichen Momenten führen. Vor allem für mich.
Diese fünf Typen leben davon, dass sie hunderttausende Pauschaltouristen vorrangig per Flugzeug an die entlegensten Orte der Welt ebenso verschicken wie in grauenhaft perfekt durchgeplante, von der Außenwelt isolierte Ferien-, ja wie soll man sagen, Ferienkasernen ist wohl das passende Wort. Dort sollen sie sich vom Stress erholen, neue Kraft tanken. Stress, den sie von der Verrichtung sinnloser Tätigkeiten in ihren Broterwerben bekommen, für deren Verrichtung sie wiederum neue Kraft tanken sollen.
Nichts am Massentourismus ist richtig. Er ist falsch in der Anlage schon. Er ist nicht nur falsch, er ist vielmehr sinnlos. Wozu golfen auf Kreta? Wozu saufen auf den Balearen? Wozu Tonnen von Kerosin verblasen, um sich am dominikanischen Strand der Illusion hinzugeben, man täte etwas Exotisches. Mit zehntausend anderen Mitteleuropäern? Das führt doch zu nichts.
Bei dieser Pressekonferenz der *** ***** Reisen heute habe ich Adornos berühmtestes Zitat zum ersten Mal wirklich verstanden. Es gibt im falschen Leben wirklich kein richtiges. Die Mehrheit der Bevölkerung geht offensichtlich solch geistlosen, nein, geistfremden Tätigkeiten nach, dass sich selbst ihre Erfolgstypen am Ende eines Pressetermines in den Worten verkrampfen muss: "Mein Herzenswunsch - was auch immer unsere Konkurrenten sagen: Wir haben noch immer die Bestpreisgarantie! Weil wir nämlich immer gewillt sind, den besten Preis zu machen." Ähnlichen Unfug hört man auch von den anderen Spielbällen der kommerziellen Bedürfnisweckung, seien sie nun Autoverkäufer, Marketing-Beauftragte oder Mobilfunk-Kundenbetreuer.
Dafür jedenfalls ist Marco Polo nicht gestorben.
werft - am Donnerstag, 8. Januar 2004, 19:14 - Rubrik: Bizarre Beobachtungen
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