My appearance is simply a leaflet thrust into the hands of astonished bystanders
Wenn es einen überwiegenden Charakterzug des Autors, Schauspielers und Vorreiters der Homosexuellenbewegung Quentin Crisp gab, dann war es wohl sein feines Understatement. Crisp, 1908 in London geboren und am 21.11.1999 in seiner neuen Heimat New York gestorben, ist jener "Englishman in New York", den Sting als Beispiel für den Vollzug des aufrechten Ganges auch einem Ö3-Hörerpublikum bekannt gemacht hat.
Crisps Lebensgeschichte brauche ich an dieser Stelle nicht nachzuerzählen, das wird hier viel besser getan. Er selber hat dies 1968 in seinen autobiographischen Notizen "The Naked Civil Servant" getan und seinem stilsicheren Sarkasmus ein brilliantes Monument gesetzt.
Die 1975 mit John Hurt in der Hauptrolle verfilmte Version unter dem selben Titel kann man - wie fast alles andere Sehenswerte - hier ausleihen. Warum sollte man das tun? Weil es ohne Männer wie Quentin Crisp noch immer üblich wäre, Homosexuelle auf offener Straße zu verprügeln, im Arbeitsleben zu benachteiligen und wegen "sexueller Perversion" einzusperren, antwortet der Moralist in der werft. Vor allem aber weil Crisp einer feinsten, humorvollsten und klügsten Menschen war, die je auf dem Erdenrund wandelten. Man sollte jedes Fitzelchen Papier, das er jemals beschriftet hat auswendig lernen.
werft - am Freitag, 17. Oktober 2003, 13:42 - Rubrik: Bewegte Bilder