Bewegte Bilder
Nach Wochen endlich die Scheu vor der Sechs-DVD-Box im Videoverleih überwunden - und dann bis um halb eins in der Früh nicht von "The West Wing" los gekommen.
Grandios.
Grandios.
werft - am Donnerstag, 30. März 2006, 18:07 - Rubrik: Bewegte Bilder
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Ein brillianter Film zu den ewig Not tuenden Fragen nach der Ratio des Krieges, persönlicher Verantwortung und der Schwierigkeit, jemanden als gut oder böse einzuschachteln. "Fog of War", elf Lektionen von und mit Robert Strange McNamara. In Wien noch den einen oder anderen Tag im Votivkino zu sehen.
werft - am Dienstag, 22. März 2005, 09:37 - Rubrik: Bewegte Bilder
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Eigentlich wollte ich der cinephilen Leserschaft von shipbuilding Liegen lernen bereits mit dem Vorbehalt, dass man sich keine atemberaubenden neuen Einsichten in dieses rätselhafte Ping-Pong-Spiel zwischen Männern und Frauen erhoffen darf, dafür aber eine Handvoll hübscher Zitate aus einer Jugend in den Achtziger und Neunziger Jahren, als Abendbeschäftigung für trübe Oktobertage nahelegen.
Doch dann, vierzig Sekunden vor dem Schluss, legt ein Dialogautor, den ich einer Bastonnade mit glühenden Stahlruten unterziehen möchte, der Burgschauspielerin Birgit Minichmayr dieses sprachliche Bhopal in den Mund:
Du bist echt `ne Flitzpiepe, Helmut!
FLITZPIEPE! Wenn das die einzige Möglichkeit ist, wie junge Frauen in Deutschland ihrer Verwunderung über das emotionale Zickzack ihrer Liebhaber Ausdruck zu verleihen im Stande sind, dann sehe ich mich gezwungen, jenen bislang von mir arg gescholtenen Filter einzuschieben, vermittels welchem einige meiner männlichen österreichischen Freunde das Anbandeln mit Bundesdeutschen kategorisch ausschliessen.
Daher mein Rat an alle empfindsamen Gemüter, deren sprachliches Empfinden noch von den Worten Hesses, Musils, Kraus`oder Manns (und zwar der gesamten Sippe) durchweht wird, die sich diesen Film aber dennoch ansehen wollen: Bitte verlassen Sie den Projektionssaal in dem Moment, wo der männliche Protagonist seiner aktuellen Freundin in der Trinkhalle "Sonnendeck" zu erklären endet, dass er eigentlich eh nur sie liebt. Glauben Sie mir: Sie wird ihn schließlich in die Arme nehmen, küssen und weiß Gott was noch mit ihm tun, zuvor aber diesen nicht wiederholbaren Kommentar ablassen.
Wenn Sie allerdings einen Film bevorzugen, der von der ersten bis zur letzten Sekunde wirklich gut ist und bei emotionalem Notstand weiterzuhelfen fähig ist, dann finden Sie hier einen entsprechenden Link (unter verändertem Titel, um Missverständnissen vorzubeugen).
Doch dann, vierzig Sekunden vor dem Schluss, legt ein Dialogautor, den ich einer Bastonnade mit glühenden Stahlruten unterziehen möchte, der Burgschauspielerin Birgit Minichmayr dieses sprachliche Bhopal in den Mund:
Du bist echt `ne Flitzpiepe, Helmut!
FLITZPIEPE! Wenn das die einzige Möglichkeit ist, wie junge Frauen in Deutschland ihrer Verwunderung über das emotionale Zickzack ihrer Liebhaber Ausdruck zu verleihen im Stande sind, dann sehe ich mich gezwungen, jenen bislang von mir arg gescholtenen Filter einzuschieben, vermittels welchem einige meiner männlichen österreichischen Freunde das Anbandeln mit Bundesdeutschen kategorisch ausschliessen.
Daher mein Rat an alle empfindsamen Gemüter, deren sprachliches Empfinden noch von den Worten Hesses, Musils, Kraus`oder Manns (und zwar der gesamten Sippe) durchweht wird, die sich diesen Film aber dennoch ansehen wollen: Bitte verlassen Sie den Projektionssaal in dem Moment, wo der männliche Protagonist seiner aktuellen Freundin in der Trinkhalle "Sonnendeck" zu erklären endet, dass er eigentlich eh nur sie liebt. Glauben Sie mir: Sie wird ihn schließlich in die Arme nehmen, küssen und weiß Gott was noch mit ihm tun, zuvor aber diesen nicht wiederholbaren Kommentar ablassen.
Wenn Sie allerdings einen Film bevorzugen, der von der ersten bis zur letzten Sekunde wirklich gut ist und bei emotionalem Notstand weiterzuhelfen fähig ist, dann finden Sie hier einen entsprechenden Link (unter verändertem Titel, um Missverständnissen vorzubeugen).
werft - am Mittwoch, 22. Oktober 2003, 13:06 - Rubrik: Bewegte Bilder
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My appearance is simply a leaflet thrust into the hands of astonished bystanders
Wenn es einen überwiegenden Charakterzug des Autors, Schauspielers und Vorreiters der Homosexuellenbewegung Quentin Crisp gab, dann war es wohl sein feines Understatement. Crisp, 1908 in London geboren und am 21.11.1999 in seiner neuen Heimat New York gestorben, ist jener "Englishman in New York", den Sting als Beispiel für den Vollzug des aufrechten Ganges auch einem Ö3-Hörerpublikum bekannt gemacht hat.
Crisps Lebensgeschichte brauche ich an dieser Stelle nicht nachzuerzählen, das wird hier viel besser getan. Er selber hat dies 1968 in seinen autobiographischen Notizen "The Naked Civil Servant" getan und seinem stilsicheren Sarkasmus ein brilliantes Monument gesetzt.
Die 1975 mit John Hurt in der Hauptrolle verfilmte Version unter dem selben Titel kann man - wie fast alles andere Sehenswerte - hier ausleihen. Warum sollte man das tun? Weil es ohne Männer wie Quentin Crisp noch immer üblich wäre, Homosexuelle auf offener Straße zu verprügeln, im Arbeitsleben zu benachteiligen und wegen "sexueller Perversion" einzusperren, antwortet der Moralist in der werft. Vor allem aber weil Crisp einer feinsten, humorvollsten und klügsten Menschen war, die je auf dem Erdenrund wandelten. Man sollte jedes Fitzelchen Papier, das er jemals beschriftet hat auswendig lernen.
werft - am Freitag, 17. Oktober 2003, 13:42 - Rubrik: Bewegte Bilder
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Kann man einen Film machen, in dem Revuegirls in SS-Uniformen Cancan tanzen? In dem ein wahnsinniger Musicalautor einen Stahlhelm trägt und alle paar Momente beginnt, das Deutschlandlied zu singen? In dem Goebbels auf die Bühne eines Broadwaytheaters steppt?
Man kann. Mel Brooks kann. 1969 hat er für die großartige Screwball Comedy "The Producers" drei Oscars bekommen (Gene Wilder war zusätzliche für die beste Nebenrolle nominiert). Der verkrachte Broadwayproducer Max Bialystock kommt auf die Idee, das schlechteste Musical aller Zeiten zu produzieren, im Vorfeld viel Geld dafür aufzutreiben und sich nach der ersten (und, wie er hofft) letzten Vorstellung nach Rio abzusetzen. Was liegt da näher als "Springtime for Hitler", das Machwerk des verrückten deutschen Emigranten Liebkind? The plot unfolds...
Hier kann man sich Soundbites anhören, das Video bekommt man hier. Enjoy.
werft - am Mittwoch, 10. September 2003, 13:57 - Rubrik: Bewegte Bilder
Da wollte ich ja eigentlich nicht reingehen, weil Fortsetzungen von Filmen generell mehr Gewicht auf Profitmaximierung als auf ein gutes Drehbuch legen.
Weil E. aber unbedingt darauf bestand und ich dem Terror ihres Augenaufschlags nichts entgegen zu setzen habe, fand sich die werft in einem monströsen Plüschsessel des UGC Toison d`Or wieder.
Mein Fazit, en bréf: Ein Heidenspass, völlig sinnfrei und sich nicht zu einer verkrampft komplexen Handlung nötigend. Stattdessen eine Reihe slicker Dialoge, wie jener, als Cameron Diaz ihren Freund kostümiert auf einem alten Foto erspäht (beide waren in der Highschool Sportmaskottchen):
CD:So YOU were the cock!
Er:Yeah.
CD:Amazing, I was the beaver!
werft - am Donnerstag, 17. Juli 2003, 11:33 - Rubrik: Bewegte Bilder
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Vor einigen Tagen sah ich Antonionis "La Notte" im bereits mehrmals mit Begeisterung erwähnten Brüsseler Filmmuseum. Dabei kamen mir folgende Gedanken, deren Veröffentlichung ich mir, möglicherweise zu meinem späteren Leidwesen, nicht verbieten kann:
Das Wunderbarste, was ein Kunstwerk in seinem Betrachter bewirken kann, gleichzeitig aber auch das, was seine Identität als künstlerische Schöpfung ausmacht, ist die Veränderung seiner Sicht auf "die Dinge" (Leben allgemein, Gesellschaft, Politik, die Liebe, Karottenzucht in Südschlesien - Passendes bitte einfügen). Genauer gesagt, die Eröffnung einer bislang nicht dagewesenen begrifflichen, moralischen oder ästhetischen Ausrichtung.
Alles andere ist, auch wenn sich seine Protagonisten "Künstler" nennen, blosses Kunsthandwerk. So spielt Madonnas Musik in dieser Hinsicht in derselben Liga wie Bad Ischler Herrgottschnitzereien - beides mehr oder weniger hübsch anzuschauen/anzuhören, aber nur eine Wiederholung bereits dagewesener Ideen.
Der bewusste Mensch sollte es sich zur Aufgabe machen, die Ursprünge ästhetisch oder moralisch ansprechender Kulturerscheinungen zu suchen. Denn das meiste, was uns heute in glänzenden Verpackungen als "Kultfilm/platte/buch" dargeboten wird, läuft bloss bereits von wahren Pionieren freigekämpfte Trampelpfade entlang.
Was hat das aber mit "La Notte" zu tun? In meinem Fall einiges. Denn nicht nur ist dieser Film zehnmal moderner als beinahe alle heutigen Hervorbringungen zwischen Burbank und Coney Island. Er ist vielmehr eine Blaupause für jene ungeheuer anziehende Melancholie, die von heutigen Filmemachern, Musikern und Werbern fast immer als glatte Coolness missverstanden wird. Ganz ehrlich: Wer will schon aussehen wie eines dieser seelenlosen Geschöpfe aus der Bacardi-Werbung oder "Matrix Reloaded"?
Seitdem ich Monica Vitti, Marcello Mastroianni und Jeanne Moreau ihre Nacht in Mailand überleben sah, spuken einige neue Fragen in meinem Kopf herum:
Warum wirken viele heutige Frauen im Vergleich zu Vitti und Moreau so peinlich-verkrampft mädchenhaft?
Was fehlt den Männern im Vergleich mit Mastroianni?
Woher kriegen sie es?
Und woher kriege ich die Chaise-longue in seinem Arbeitszimmer?
werft - am Montag, 2. Juni 2003, 12:01 - Rubrik: Bewegte Bilder
Es ist bitte folgendes: Ich war vorgestern beim Pre-Screening eines schottischen Filmes namens The last great Wilderness. David Mackenzie hat den gemacht, netter Film, nichts Revolutionäres, Road Movie im hohen Norden der grösseren der britischen Inseln, der in einer psychosozialen Kommune, einer Handvoll Todesfällen und ein paar schönen Sprüchen endet. Zum Bleistift dieser Dialog (in tiefstem Scottish):
A (Ex-Priester, wegen Verdachts der Pädophilie in die Einöde geflohen):
Masturbation changed my life.
B (Held der Geschichte): Aha.
A: Do you masturbate?
B (nach einigen Momenten betroffenen Schweigens): Well, occasionally...
A: Cheers!
Darum geht es jetzt aber eigentlich nicht. Vielmehr wurde ein wunderhübsches Lied von einer Stimme vorgetragen, die mich ziemlich an Jarvis Cocker erinnerte. Es dürfte "I found a Rose in another Man`s Garden" heissen (das war zumindest der Refrain). Vorgetragen wird es von einer Band namens "The Pastels".
Eigentlich wollte ich Euch, liebe Internettagebuchschreiber und -innen, fragen, ob sich hinter dieser Combo der Vater des zwei Monate alten Albert Cocker versteckt.
Ist aber nicht so. The Pastels gibt es wirklich, sie dürften den gesamten Soundtrack zu "Last great Wilderness" produziert haben. Und sie sagen richtig gescheite Sachen.
Hurra. Ich werde das lange Wochenende mit der Suche nach Tonträgern zubringen.
werft - am Mittwoch, 28. Mai 2003, 17:42 - Rubrik: Bewegte Bilder
Morgen endet das Festival du film européen in Brüssel. Neben einigen Enttäuschungen wie dem völlig ohne Story auskommenden Wir (vielleicht lasse ich mich zu einem späteren Zeitpunkt über die ärgerlichen Parallelen zwischen diesem Film und "Soloalbum" aus) entfalteten sich ein paar Meisterwerke auf den Leinwänden des Flagey.
Der höchste Neueinstieg in meiner Top Ten-List of All-time Masterpieces in Cinematography ist unangefochten Noi Albinoi.
Die vollkommen perfekte Darstellung einer in sich geschlossenen Welt macht diesen Film zum Meisterwerk. Diese Geschichte hätte sich in der Wildschönau ebenso ereignen können wie in der Ukraine oder Iowa. Der Drehbuchautor und Regisseur Dagur Kari sagte mir im Nachhinein, er habe es darauf angelegt, bestimmte Aspekte des kleinstädtischen Lebens übernatürlich hervorzuheben, während er andere völlig ausblendete. Gleichzeitig hat er sehr viel Mühe in die Ausarbeitung der Charaktere gelegt: Auch die kleinste Rolle, etwa des skurrilen Französischlehrers in Nois Schulklasse, hat mehr Persönlichkeit im kleinen Finger als alle "neuen" deutschen Filme der letzten Jahre zusammen (o.k., fast alle).
Dieser Schwerpunkt auf der Story und den handelnden Personen, also auf dem Wesentlichen macht die Klasse eines Films aus. Van Gogh tat dasselbe: Das Eigentliche hervorheben und überzeichnen, das Belanglose löschen.
Nach kurzer Zeit fiel ich in eine Art Traumzustand. Ich übersah völlig, dass die Island dominierende Fischerei überhaupt nicht erwähnt wird: Sie ist für Nois Leben, Lieben und Leiden irrelevant.
Vier Jahre, meinte Kari, habe er an "Noi Albinoi" gearbeitet, sechs Jahre Skizzen gesammelt. Das Ergebnis lohnt den Aufwand: "Noi Albinoi" spielt in derselben Liga wie "Harold and Maude", "Rushmore" oder "The Graduate".
werft - am Freitag, 2. Mai 2003, 19:06 - Rubrik: Bewegte Bilder
Wenn man das gerne gelesen hat, sollte man dafür keine Kinokarte kaufen. Der Pressetext legt die Vermutung nahe, dass dieser Film ein auf Zelluloid gebannter Abgesang auf die notorischen sogenannten "Pop-Literaten" ist. Und den möchte ich mir ersparen (auch wenn die wirklich nicht unentzückende Nora Tschirner mitspielt).
Eigentlich gut so. Da bleibt mehr Zeit für wirklich gute Filme und Bücher.
werft - am Mittwoch, 23. April 2003, 12:58 - Rubrik: Bewegte Bilder