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It`s just a rumour that was spread around town...

 
notte1
Vor einigen Tagen sah ich Antonionis "La Notte" im bereits mehrmals mit Begeisterung erwähnten Brüsseler Filmmuseum. Dabei kamen mir folgende Gedanken, deren Veröffentlichung ich mir, möglicherweise zu meinem späteren Leidwesen, nicht verbieten kann:

Das Wunderbarste, was ein Kunstwerk in seinem Betrachter bewirken kann, gleichzeitig aber auch das, was seine Identität als künstlerische Schöpfung ausmacht, ist die Veränderung seiner Sicht auf "die Dinge" (Leben allgemein, Gesellschaft, Politik, die Liebe, Karottenzucht in Südschlesien - Passendes bitte einfügen). Genauer gesagt, die Eröffnung einer bislang nicht dagewesenen begrifflichen, moralischen oder ästhetischen Ausrichtung.

Alles andere ist, auch wenn sich seine Protagonisten "Künstler" nennen, blosses Kunsthandwerk. So spielt Madonnas Musik in dieser Hinsicht in derselben Liga wie Bad Ischler Herrgottschnitzereien - beides mehr oder weniger hübsch anzuschauen/anzuhören, aber nur eine Wiederholung bereits dagewesener Ideen.

Der bewusste Mensch sollte es sich zur Aufgabe machen, die Ursprünge ästhetisch oder moralisch ansprechender Kulturerscheinungen zu suchen. Denn das meiste, was uns heute in glänzenden Verpackungen als "Kultfilm/platte/buch" dargeboten wird, läuft bloss bereits von wahren Pionieren freigekämpfte Trampelpfade entlang.

Was hat das aber mit "La Notte" zu tun? In meinem Fall einiges. Denn nicht nur ist dieser Film zehnmal moderner als beinahe alle heutigen Hervorbringungen zwischen Burbank und Coney Island. Er ist vielmehr eine Blaupause für jene ungeheuer anziehende Melancholie, die von heutigen Filmemachern, Musikern und Werbern fast immer als glatte Coolness missverstanden wird. Ganz ehrlich: Wer will schon aussehen wie eines dieser seelenlosen Geschöpfe aus der Bacardi-Werbung oder "Matrix Reloaded"?
notte2
Seitdem ich Monica Vitti, Marcello Mastroianni und Jeanne Moreau ihre Nacht in Mailand überleben sah, spuken einige neue Fragen in meinem Kopf herum:
Warum wirken viele heutige Frauen im Vergleich zu Vitti und Moreau so peinlich-verkrampft mädchenhaft?
Was fehlt den Männern im Vergleich mit Mastroianni?
Woher kriegen sie es?
Und woher kriege ich die Chaise-longue in seinem Arbeitszimmer?
rip meinte am 3. Jun, 07:58:
das schafft
auch kein neo:

a bout de souffle 
werft antwortete am 3. Jun, 08:33:
Von Jean Sebergs entzückendem amerikanischen Französisch ganz abgesehen... 
rip antwortete am 3. Jun, 08:44:
oh ja...
*schmacht* 
 

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