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It`s just a rumour that was spread around town...

 
Morgen in der Früh schraubt sich die Werft, ausgestattet mit vierzig Pains au Chocolat und zwölf Liter herrlichen belgischen Mineralwassers, auf den Beifahrersitz von Aurélies Vroumetta, und dann geht es ab nach Berlin.
Bis Sonntag wird das französisch-österreichisch-portugiesisch-spanisch-türkische Expeditionskommando sich strikt an diesen Plan halten (ein herzliches Danke an die jungen Damen aus dem Spree-London!). Der erste Abend ist aber ihm gewidmet, weshalb ich schon ganz schwitzige Handflächen habe. Und Samstags kann man gepanschten Welschriesling darauf trinken, dass wir dort die Basis für sonntägliches Kopfweh legen werden.

Weil es hier einen weltanschaulichen Bahöö gibt und ich nicht zwischen die Fronten von Gut und Böse kommen will, behalte ich ein paar grundlegende Überlegungen zur Selbstbehübschung lieber in der Werft.

socke
Buben
Eine Socke tut`s. Was für die Chili Peppers recht ist, kann für unsereins nur billig sein. Bei Standesdünkel Burlington (Vorsicht! Metallplakette kann unschöne Hautrötungen verursachen!), als Ausdruck proletarischer Überzeugung Tennis-3-Streifen.
Konsumentenindikation: Das Sockenmaterial steht in direktem Zusammenhang mit dem Tragekomfort! Schafswolle ökologisch vorbildlich, aber aus dermatologischen Gründen dringend zu meiden!

hp_hofer_01
Mädchen
Phänotypologisch bedingt nicht unschwierig (zu viel an zu vielen Stellen zu verbergen/enthüllen). Burkha zwar im Eigenbau einfach herstellbar, farblich ansprechend und multikulturell lobenswert, aber politisch (derzeit) schwer argumentierbar, das Gesichtsfeld stark einschränkend und somit den jahreszeitlich bedingt verstärkten Balzbemühungen widerstrebend.
Bei den Défilés in Milano und Paris noch selten, aber dennoch stark im Kommen und preislich auch Selbsterhalterstipendiatinnen zugänglich: Hofer-Plastiktragetaschen. Untere Schweissnaht vorsichtig durchtrennen, Tasche um 90 Grad drehen, Haltegriffe als Schulterträger verwenden. Weitere Vorteile: Geringer Reinigungsaufwand, marginale Adhäsionswerte für alle Sorten von Eiweissverbindungen.
Konsumentenindikation: Begrenzte Zugfestigkeit und niedrigen Schmelzpunkt des Materials beachten!

* Sämtliche genannte Outfits lassen sich sehr formschön mit einer rückseitig körpernah angebrachten Pfauenfeder kombinieren.

schssel
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Ariel Muzicant, übte gestern scharfe Kritik an UHBK Wolfgang Schüssel. Herr Schüssel habe den Vorschlag, die hohen Kosten für den Sicherheitsbedarf der IKG zu übernehmen, mit der Äußerung quittiert, ''die Regierung würde nicht bereit sein, abgetakelte Mossad-Agenten zu subventionieren''.
Huch.
Die SPÖ-Abgeordnete Andrea Kuntzl sah sich daraufhin zu einer Stellungnahme berufen und meinte, habe Herr Schüssel dies gesagt, sei das eine unfassbare Entgleisung und man müsse sich fragen, in welche Richtung dieser Mann das Land steuert.
Wie jemand, der entgleist, noch steuern kann, weiss ich nicht. Mir gelang das mit Muttis Auto vor ein paar Jahren im Winter auf einer Eisplatte jedenfalls nicht.
guha
Frau Kuntzls ehemalige SPÖ-Co-Geschäftsführerin Doris Bures hatte mittlerweile alle Hände voll zu tun, jegliche Andeutung einer wie auch immer gearteten Nähe zwischen SPÖ und FPÖ zu verneinen. Angesichts eines etwas ungeschickten NEWS-Interviews Alfred Gusenbauers und eines Treffens zwischen ihm und dem Kärntner Landeshauptmann letzte Woche meinte sie, es gäbe keine Nähe zu Jörg Haider. Der Kontakt beschränke sich auf die Verhinderung der Pensionsreform.
Ich bin der deutschen Sprache leider nicht in dem Ausmasse mächtig, wie es die Absonderung politischer Stellungnahmen zu erfordern scheint. Aber wie kann es Kontakt ohne Nähe geben?
haidersaddam
Wie auch immer. Herr Haider bemüssigte sich mittlerweile, Kärnten nicht zum nächsten Schauplatz von friendly fire-Zwischenfällen zwischen US Air Force und Royal Marines zu machen und erklärte, der ehemalige irakische Aussenminister Sabri sei nicht in Kärnten untergetaucht. Ebensowenig befinden sich übrigens Idi Amin, Enver Hodscha und Buddy Holly in den saftigen Tälern nördlich der Karawanken.
Eigentlich logisch. Denn wäre Sabri am Wörthersee, wüsste vermutlich sogar der abgetakeltste Mossadveteran davon. Ganz ohne Subvention.

bandinavan

Letzten Mittwoch, zwischen 22:41 und 00:04, hatte ich das perfekte Theatererlebnis.

Dieser Superlativ ist keine geistlose Floskel, denn das taxithéâtre, eine Produktion des Théâtre vingt-sept aus Marseille im Rahmen des Festival des Arts in Brüssel, hat mir die Augen für bisher vollkommen unbekannte Universen geöffnet.
How come, fragt sich der Fachmann, und der Laie wundert sich.
"taxithéâtre" läuft folgendermassen ab: Man wartet mit zwei Freundinnen mitten in der Nacht an einer Strassenecke auf einen zerbeulten alten Mercedes. Dieser wird von einer Schauspielerin gesteuert. Zu dritt nimmt man auf der leicht muffigen Rückbank Platz, während sie, das Autoradio voll aufgedreht, eine Geschichte zu erzählen beginnt. In meinem Fall Vous êtes mort je suis vivant nach einer Vorlage dieses Herren.
Sie erzählt also von Peter, dessen Frau Jane vor zwei Jahren an den Folgen einer H-Bombe starb (oder auch nicht...), von seiner verzweifelten Suche nach einem Ersatz für sie unter den sémi-vivants, bedauernswerten Homunculi, zwischen denen und den Menschen eine verschwommene, aber undurchlässige Grenze besteht. Draussen gleiten die Lichter von Louise vorüber...
Plötzlich ertönt eine Stimme von hinten, und mein Glaube, es handle sich um einen Lautsprecher, wird durch Peter widerlegt, der sich aus dem Kofferraum windet, Bon Soir wünscht, neben mir auf der Rückbank Platz nimmt (Gut aufgepasst. Ana musste nun auf den Beifahrersitz.) und die Fahrerin bittet, ein bestimmtes Café anzusteuern...
Spätestens nun war ich vollkommen in der Geschichte versunken. Die Stadt wurde zur einzig denkbaren Kulisse für diese postapokalyptische Geschichte von der Kopierbarkeit des Lebens, der Verzweiflung Peters und der Zynik der Werbung. Die Säulenheiligen von Petit Sablon werden zur neu produzierten Halblebenden, der Aufzug unter dem Palais de Justice zum gläsernen Sarkophag, in welchem uns Jane, regungslos und wunderhübsch, entgegenschwebt. Ich musste schlucken...
Nach einer Stunde ist alles vorbei. Peter und Jane haben das Taxi mehrmals verlassen, sind an den entlegensten Orten der Stadt wieder zugestiegen und schliesslich in der rue de Flandre verschwunden.
Zurück bleibt eine heisses Gefühl der Freude. Freude darüber, dass es Menschen gibt, die dafür leben, anderen Geschichten zu erzählen (hier kann man ein interessantes Interview mit der Schöpferin des "taxithéâtre", Anne Marina Pleis, lesen). Egal, ob nur drei Leute zuschauen können. Freude darüber, dass es Kunstpolitik gibt, die nicht dem Primat der Masse unterworfen ist. Freude darüber, etwas Wunderschönes, Erhabenes mit lieben Freunden erlebt zu haben.
Als wir die Lesse entlanggleiten, passieren wir ein Werbeschild mit der Aufschrift "Pour une méllieure vie". Peter deutet darauf und lächelt. Das war nicht Teil der Inszenierung...

monnetschuman
Wer sich wundert, warum die Buben und Mädchen in der Kommission morgen, am 9.Mai, die Vertiefung und Erweiterung der Europäischen Union Vertiefung und Erweiterung der Europäischen Union bleiben lassen und sich lieber der Veilchenzucht, der Pflege ihrer arabischen Rennpferde oder dem Studium frühchristlicher Erlösungssymbolik in koptischen Basiliken widmen, bekommt hier einen guten Grund.
Ich selber werde mich in ein Kajak schwingen und den nassen Tod in den reissenden Strömen der Ardennen suchen. Dies könnte insofern mein letzter Eintrag sein...

 

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