Wenn du in Brüssel als Bub auf die Welt kommst, ist es nicht unwahrscheinlich, dass du Mohamed benamst wirst. Zumindest war das 2001 der häufigste Bubenname. Für Mädchen war Laura Nr.1. Wäre ich eines, gefiele mir von den Verfolgerinnen Imane am besten.

Die Sympathieträger auf dem Photo freuen sich gerade mächtig über einen gewonnenen Rechtsstreit. Zeugten sie Kinder und liessen sie diese gebären, sie nannten sie wohl anders. Ulf vielleicht. Oder Friedmunda.

Die Sympathieträger auf dem Photo freuen sich gerade mächtig über einen gewonnenen Rechtsstreit. Zeugten sie Kinder und liessen sie diese gebären, sie nannten sie wohl anders. Ulf vielleicht. Oder Friedmunda.
werft - am Mittwoch, 26. Februar 2003, 19:14 - Rubrik: Babylonisches Bruessel

Kaum macht man sich ungefragt wichtig, tun sich einem die ungewöhnlichsten Zufälle auf.
"Get Ready" von New Order ist ein super Album, kaufen Sie es sofort bzw. bei Ladenöffnung morgen morgen. Dass das Mädchen mit den kaputten Jeanshosen auf dem Cover aber Nicolette Krebitz ist, hab ich erst erfahren, weil ich nach Infos über ihren Film Jeans suchte.
werft - am Dienstag, 25. Februar 2003, 19:53 - Rubrik: Bewegte Bilder

Eine Reise mit den ÖBB zum steirischen Hauptalpenkamm dauert im Jahr 2003 einen halben Tag. Spätestens beim nostalgischen Ruckeln an den Flanken des Semmering beginnt Unglaube an der lückenlosen infrastrukturellen Erschliessung des fünfzehntentwickelten Landes der Welt zu keimen.
Da lohnt es, den zunehmenden Zweifeln Walter Fabers am rationalen Weltbild der Moderne beim Wachsen zuzusehen, also Max Frisch} "Homo faber" endlich zu lesen. Jedenfalls die erste Station des "Berichts" ist wunderbar (dann wird es für meinen Geschmack zu esoterisch-gefühlsduselig).
Wenn Ihnen das Lesen eines ganzen Buches zu anstrengend ist, dann können Sie sich auch Volker Schlöndorffs Film aus 1990 anschauen. Fehlt Ihnen auch dafür die Zeit, dann finden Sie hier den Sequenzplan des Films.
werft - am Montag, 24. Februar 2003, 20:03 - Rubrik: Bewegte Bilder
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Die Bank Austria-Creditanstalt wirbt seit Kurzem mit den Barbapapas für einen sogenannten "flexiblen Kredit".
Ich kann das Schulterklopfen der Marketingfritzen bis in meine kalte Kemenate hören. Ein Supercoup, echt. Die Target Group wieder mal echt voll dort abgeholt, wo sie actually really ist. Totales Erlebnisbanking! Added Emotional Value bis der Arzt kommt, und dabei so, so...so generationgolfig.
Offensichtlich ist die BA (das "CA" kann man sich schenken, ist nicht einmal mehr eine Marke) an Kunden interessiert, die sich bei der Entscheidung für oder gegen die Aufnahme eines Privatkredits von Comicfiguren in der bedenklichen Ästhetik eines schiefgelaufenen MDMA-Selbstversuches beeinflussen lassen. Menschen, die bunte Stofftiere, vorzugsweise sogenannte "Diddl"-Mäuse, in verkehrssicherheitsgefährender Weise an ihre Autoheckscheiben heften und glauben, Shakira sei eine glaubwürdige Musikerin. Homines oeconomici in Reinkultur also.
Irgendwann in den Neunzigern haben die Banken ihre eigentliche Funktion total aus den Augen verloren. Trägheit und Desinteresse an den faktischen wirtschaftlichen Möglichkeiten ihrer Kunden lassen bereits Jugendliche fünfstellige Schuldenstände aufbauen. "Sie können ihn zurückzahlen, wie Sie können", versichert die BA bezüglich ihres "flexiblen Kredits". Klar, und wenn du nicht mehr kannst, gibt es immer noch das da.
Ich unterstelle den Banken, dass sie aus einem zynischen Kalkül heraus dumme Menschen in die Schuldenfalle locken. Es ist für sie lukrativer, durch Verheissungen von der unerträglichen Leichtigkeit des Lebens auf grossem Fuss in einen Teufelskreis der Umschuldung, Kreditumschreibung und Hypothekenaufnahme zu treiben, als sich um ehrliche und streng geprüfte Finanzierungshilfen für vernünftige Projekte zu kümmern.
Banken sollten bei der Verwirklichungen wirtschaftlicher Pläne helfen. Als ehrliche Partner, mit offenen Karten und Vertrauen in neue Ideen. Genug zu tun gäbe es ja.
Anything goes war einmal: Nein ist das neue Ja. Nicht nur, weil hier eine Menge Geld verblasen und der Grundstein einiger betonfester Schuldnerkarrieren gelegt wird. Sondern auch, weil einer Werbeästhetik zum Durchbruch verholfen wird, die der Intelligenz und dem Empfindungsvermögen der Kunden spottet. Bedürfnisse, die ich nicht habe, möchte ich mir wenn schon, dann wenigstens auf elegante Weise einreden lassen.
* (Dieser Titel wurde von den Fehlfarben entlehnt. Sorry, Herr Hein, war aber passend.)
werft - am Donnerstag, 20. Februar 2003, 18:14 - Rubrik: Bizarre Beobachtungen
Der Fifty-Fifty-Joker jedes Jusstudiums ist das "bewegliche System" nach Wilburg (BSnW). Wenn Du wieder mal schnell und dreckig für eine Diplomprüfung gelernt und eigentlich nicht den blassesten Schimmer von furchtbar bedeutsamen Spezialfragen hast, dann gibt es ein Breitbandantibiotikum: Das BSnW. Dabei geht es meinem Verständnis nach darum, dass es zur Beurteilung eines Sachverhaltes mehrere Determinanten gibt, die alle zusammenhängen und irgendwie gleichwertig sind. Eine Art logisches Mikado.
Beispiel in Form eines Einakters, Titel: "Cisdanubia Transpiring".
Prüfer: Beurteilen Sie die Verfassungsmässigkeit von Harald Schmidts Polenwitzen!
Student: Hmhm, nun, diese, hmhm, Frage ist in der Gesamtschau der berührten Topoi zu beurteilen. Hmhm, in einem BEWEGLICHEN SYSTEM...
Prüfer: Danke, das genügt.
(Notiert in sein Prüfungsprotokoll. Student erkennt, dass das unleserliche Gekritzel nur ein Wort und nicht zwei, wie bei "Nicht genügend", darstellt. Aufatmen, Student ab Richtung Mensa).
Ich habe das BSnW immer als Beispiel für die totale Vernetzung alles mit allem verstanden. Egal, wo du beginnst, rumzuzupfen, am Ende ist nichts klar, aber Du bist aus dem Schneider. Die Zitierung Wilburgs genügt. So, als ob Alexander den Gordischen Knoten nicht zerschlagen hätte, er aber Asien trotzdem regieren durfte, weil man sein Bemühen so nett fand. Wir alle wissen, dass er nicht alt wurde. Soviel zur Nachhaltigkeit des unreflektierten Bezugs auf das BSnW.
Was hat das mit der Wohnungssuche in Brüssel zu tun? Nun, erstens ist "Wilburgs Wohnungssuche" eine geile Alliteration. Und zweitens habe ich bei meiner Suche nach einer billigen Butze, in welcher der Schimmel nicht an den Wänden, sondern nur auf dem Weichkäse gedeiht (also dort, wo er hingehört) immer mehr das Gefühl, dass es keine echte Strategie gibt, etwas zu finden. Irgendwann erbarmt sich das Schicksal in Gestalt eines exilportugiesischer Immobilienhais mit weichem Herzen und öffnet seine Besenkammer für soziale € 370.- (charges not included, two months rent deposit) für dich. Du kannst selber nichts tun, es läuft chaotisch von selber.
Den weissen Spritzer aus der Mensa werde ich mir dann vorstellen.
Beispiel in Form eines Einakters, Titel: "Cisdanubia Transpiring".
Prüfer: Beurteilen Sie die Verfassungsmässigkeit von Harald Schmidts Polenwitzen!
Student: Hmhm, nun, diese, hmhm, Frage ist in der Gesamtschau der berührten Topoi zu beurteilen. Hmhm, in einem BEWEGLICHEN SYSTEM...
Prüfer: Danke, das genügt.
(Notiert in sein Prüfungsprotokoll. Student erkennt, dass das unleserliche Gekritzel nur ein Wort und nicht zwei, wie bei "Nicht genügend", darstellt. Aufatmen, Student ab Richtung Mensa).
Ich habe das BSnW immer als Beispiel für die totale Vernetzung alles mit allem verstanden. Egal, wo du beginnst, rumzuzupfen, am Ende ist nichts klar, aber Du bist aus dem Schneider. Die Zitierung Wilburgs genügt. So, als ob Alexander den Gordischen Knoten nicht zerschlagen hätte, er aber Asien trotzdem regieren durfte, weil man sein Bemühen so nett fand. Wir alle wissen, dass er nicht alt wurde. Soviel zur Nachhaltigkeit des unreflektierten Bezugs auf das BSnW.
Was hat das mit der Wohnungssuche in Brüssel zu tun? Nun, erstens ist "Wilburgs Wohnungssuche" eine geile Alliteration. Und zweitens habe ich bei meiner Suche nach einer billigen Butze, in welcher der Schimmel nicht an den Wänden, sondern nur auf dem Weichkäse gedeiht (also dort, wo er hingehört) immer mehr das Gefühl, dass es keine echte Strategie gibt, etwas zu finden. Irgendwann erbarmt sich das Schicksal in Gestalt eines exilportugiesischer Immobilienhais mit weichem Herzen und öffnet seine Besenkammer für soziale € 370.- (charges not included, two months rent deposit) für dich. Du kannst selber nichts tun, es läuft chaotisch von selber.
Den weissen Spritzer aus der Mensa werde ich mir dann vorstellen.
werft - am Donnerstag, 20. Februar 2003, 10:03 - Rubrik: Babylonisches Bruessel

Spontanen Geistern sei an dieser Stelle die heutige Aufführung von Je veux je veux an der Volksoper ans Herz gelegt. Drei Gründe dafür:
#1 Um 19:30 Uhr findet eine Werkseinführung unter Mitwirkung des Orchesters statt. Gute Sache das, besonders wenn man (wie ich) vom Tanztheater nicht wirklich viel Ahnung hat.
#2 "Je veux je veux" ist die letzte Inszenierung unter der wunderbaren Liz King, die leider als Leiterin des Tanzbetriebes an der Volksoper abgesetzt wurde wie Dominique Mentha als Direktor. Meine Mutmassungen über die Gründe für diese Personalentscheidungen möchte ich für mich behalten. Wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, der weiss, wo der Hase im Pfeffer hustet.
#3 Wir können uns darauf einigen, dass Kunst keinen Marktmechanismen unterworfen werden darf. Nachfrage und ökonomische Verwertbarkeit von künstlerischen Produkten (dieses Wort ist eigentlich auch unpassend) dürfen keine Determinanten von staatlicher Kunstförderung sein. Ansonsten hätte van Gogh ebenso niemals den Pinsel schwingen dürfen wie Daniil Charms schreiben: Beide waren mit ihrem Schaffen zu Lebzeiten wirtschaftlich nicht erfolgreich. Angesichts des gegenwärtigen neoliberalen "Politik"verständnis haben wir aber als Konsumenten offensichtlich eher denn als Wähler die Möglichkeit, den Einsatz öffentlicher Mittel zu beeinflussen. Konsequenterweise müssen wir die modernen Theaterproduktionen und Off-Bühnen stürmen, vehement in Elektrohandelsketten nach den CDs "alternativer" Musiker verlangen und ab und an die Skulptur eines jungen Bildhauers kaufen, wenn wir wollen, dass Kunst entsteht, welche Grenzpfähle in ästhetisches Neuland schlägt und sich nicht in selbstreferenzieller Beliebigkeit verliert. Nur so können wir Kunststaatssekretären, die sie von ihrem "schneeweissen New Wave Schizo Punk" noch immer nicht lösen können, den Weg ins 21. Jahrhundert weisen. Und bewirken, dass an der Volksoper ausser konservativen Inszenierungen der "Fledermaus" oder des "Zigeunerbaron" auch modernes Tanztheater produziert wird.
Darum, auch wenn es peinlich nahe an politischer Agitation liegt: Kauft nicht eine, kauft hunderte Karten für "Je veux je veux"!
werft - am Freitag, 14. Februar 2003, 12:47 - Rubrik: Bedeutsame Bretter